Pleyben, eine Gemeinde im Département Finistère, liegt etwa 33 Kilometer nördlich von Quimper. Die Ortschaft ist bekannt für ihr außergewöhnliches religiöses Ensemble, das als eines der schönsten umfriedeten Pfarrbezirke (Enclos Paroissial) der Bretagne gilt. Die Architektur dieses Ensembles ist ein wahres Meisterwerk und zieht Besucher mit seiner reichen Geschichte und beeindruckenden Kunstfertigkeit in den Bann.
Das Enclos Paroissial: Ein einzigartiges religiöses Erbe
Beim Betreten des alten Friedhofs durch das monumentale Tor aus dem Jahr 1725 erblickt man eine eindrucksvolle Pietà und eine Kreuzigungsdarstellung. Direkt dahinter befindet sich das Beinhaus, eine der ältesten erhaltenen Begräbniskapellen der Bretagne aus dem Jahr 1550. Besonders bemerkenswert ist die kunstvolle Fassade mit ihren leicht eingezogenen Bögen.
Die Kirche Saint-Germain wurde 1584 errichtet und gegen Ende des 19. Jahrhunderts restauriert. Sie besitzt zwei Glockentürme mit sehr unterschiedlichen Architekturstilen:
- Der erste Turm ist mit einer filigranen gotischen Spitze versehen und über eine Brücke mit einem Treppenturm verbunden, der von einem kleinen Glockentürmchen gekrönt wird.
- Der zweite Turm hingegen ist eine Renaissance-Version des anglo-normannischen Glockenturms. Seine Konstruktion begann 1588 und wurde erst 1642 vollendet. Er zeichnet sich durch eine imposante Struktur mit Laternenkuppel aus und diente als Modell für viele bretonische Kirchtürme.
An der Südseite der Kirche befindet sich eine Nische mit einer Statue des heiligen Germain von Auxerre, dem Schutzpatron der Gemeinde. Der Kirchenvorbau wird von Figuren der zwölf Apostel flankiert, die die Besucher empfangen. Die Sakristei (1719) ist im Stil von Bramante gestaltet und wird von einer Kuppel mit Laterne überragt.
Der Kalvarienberg: Ein Meisterwerk bretonischer Bildhauerkunst
Das herausragendste Element des Enclos ist der monumentale Kalvarienberg von Pleyben, der zwischen 1555 und 1650 errichtet wurde. Er zählt zu den vier ältesten seiner Art in der Bretagne, neben denen von Tronoën (1470), Kerbreudeur (Mitte des 16. Jahrhunderts) und Plougonven (1553).
Auf der obersten Ebene des Kalvarienbergs thront das zentrale Kreuz mit Christus, dessen Blut von Engeln aufgefangen wird. Die Jungfrau Maria und der heilige Johannes stehen an einem Querbalken, während im Hintergrund die beiden Schächer (Larrons) in schmerzvollen Posen dargestellt sind. Ihr Schicksal ist bereits entschieden: Während ein Engel den einen empfängt, erwartet ein Dämon den anderen.
Auf der Plattform darunter finden sich weitere beeindruckende Skulpturen:
- Auf der Ostseite ist die Grablegung Christi dargestellt, flankiert von Szenen wie Jesus vor Pilatus und Ecce Homo.
- Die Westseite zeigt die Auferstehung Christi.
- Die Südseite hebt sich durch eine seltene Darstellung hervor: Christus steigt in die Unterwelt hinab und befreit Adam und Eva, während Sünder noch immer in den Flammen gefangen sind. Ein Dämon versucht, sie mit einer zweizinkigen Forke zurückzuhalten – eine Szene, die aus dem apokryphen Evangelium des Nikodemus stammt.
- An der unteren Friese sind weitere Episoden aus dem Leben Christi zu sehen, von der Geburt bis zur Passion.
Ein besonderes architektonisches Detail unterscheidet diesen Kalvarienberg von anderen in der Bretagne: Während bei anderen Kreuzen (wie in Guimiliau oder Plougastel) Strebepfeiler mit Bögen durchbrochen sind, wurde in Pleyben stattdessen ein Triumphbogen als Sockel integriert. Dies verleiht dem Monument eine außergewöhnliche Dynamik und Eleganz.
Das nahegelegene Cloître-Pleyben und bretonische Traditionen
Nur acht Kilometer entfernt liegt Le Cloître-Pleyben (Ar Chloastr auf Bretonisch), eine Ortschaft mit einer Kirche aus dem 15. Jahrhundert. Besonders bemerkenswert sind die kunstvoll geschnitzten Holzarbeiten und eine außergewöhnliche Statue des heiligen Michael, der nicht nur den Drachen besiegt, sondern dabei scheinbar einen Tanzschritt macht.
Hier steht auch ein spätgotischer Kalvarienberg aus dem 16. Jahrhundert, der eine Darstellung des heiligen Yves enthält. Interessanterweise ist Le Cloître-Pleyben der Geburtsort von François Morvannou (1931), dem Autor des berühmten Lehrbuchs „Le breton sans peine“ (Bretonisch ohne Mühe).
Pleyben und seine Umgebung sind tief in der bretonischen Kultur verwurzelt. Die Region ist Teil des historischen „Pays Bidar“, das seit Jahrhunderten eine freundschaftliche Rivalität mit dem benachbarten „Pays Daroup“ (zu dem Orte wie Collorec und Plonévez gehören) pflegt.
Camping- und Wohnmobilstellplätze rund um Pleyben
Für Reisende, die Pleyben und seine Umgebung erkunden möchten, bieten sich mehrere empfehlenswerte Camping- und Wohnmobilstellplätze an:
- Camping Locronan: Dieser 3-Sterne-Campingplatz befindet sich in Locronan, etwa 22 Kilometer von Pleyben entfernt. Er liegt in einem geschützten Gebiet und bietet einen atemberaubenden Blick auf das Porzay-Tal, den Menez-Hom und die Bucht von Douarnenez. Die ruhige Umgebung und die Nähe zu einem der schönsten Dörfer Frankreichs machen diesen Campingplatz besonders attraktiv.
- Camping L’Armorique: Rund 30 Kilometer von Pleyben entfernt, in Telgruc-sur-Mer, liegt dieser familienfreundliche 4-Sterne-Campingplatz. Nur 800 Meter vom Strand entfernt, verfügt er über eine beheizte Badelandschaft mit Pool, Planschbecken, drei Rutschen und ein Solarium mit Panoramablick über die Bucht von Douarnenez. Im Juli und August werden zudem ein Kinderclub und Unterhaltungsprogramme angeboten.
Karte Pleyben
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