In der Bretagne haben sich im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche wundersame Ereignisse zugetragen. Eines davon ereignete sich im Jahr 1437, als ein junger Mann aus dem nahegelegenen Dorf Plougasnou zur Pfarrei kam und eine unglaubliche Entdeckung präsentierte: den angeblichen Finger des Heiligen Johannes des Täufers!
Der Schriftsteller Jean Vercel kommentierte dies mit einer gewissen Ironie: „Dass Johannes der Täufer, der Heuschrecken aß und ein Gewand aus Kamelhaar trug, der Bretagne diesen heiligen Finger geschenkt haben soll, ist nicht verwunderlich. Er hatte dort Seelen gefunden, die seiner ähnlich waren …“
Die Pfarrei nahm diesen heiligen Fund dankbar an und änderte bald ihren Namen in Sant-Yann-ar-Biz – was auf Bretonisch „Johannes des Fingers“ bedeutet. Dieser Reliquienfund erwies sich als wahrer Segen, denn man schrieb ihm heilende Kräfte zu, die Jahr für Jahr zahlreiche Pilger am Johannistag nach Saint-Jean-du-Doigt lockten.
Die Heilige Quelle – Heilung für die Kranken
Eine besondere Tradition dieser Wallfahrt besteht darin, dass Kranke ihr Gesicht mit dem Wasser einer Quelle waschen, die aus übereinanderliegenden Wasserbecken besteht und als „la pompe“ bekannt ist. Diese kunstvolle, italienisch inspirierte Brunnenanlage wurde 1690 errichtet und ist mit Figuren verziert.
Die Kirche besitzt noch weitere bedeutende Reliquien, darunter einen Armknochen des Heiligen Maudez. Die Überreste des Heiligen Mériadec befanden sich ursprünglich in der Kapelle, die seinen Namen trägt. Heute ist nur noch ein Teil seines Schädels dort aufbewahrt – der Rest wurde ins Morbihan, nach Pontivy, überführt.
Die Bedeutung von Herzogin Anne
Die Wallfahrt nach Saint-Jean-du-Doigt erlangte größere Bekanntheit, als Herzogin Anne von der Bretagne die Kirche besuchte. Sie litt an einer Augenkrankheit und suchte dort Heilung. Dies trug erheblich zur Verbreitung des Pilgerwesens bei.
Die gotische Kirche – Ein architektonisches Juwel
Die Kirche, die zwischen 1440 und 1513 erbaut wurde, ist ein prachtvolles Beispiel der flamboyant-gotischen Architektur. Besonders bemerkenswert sind:
- Die Westfassade aus dem 15. Jahrhundert (mit Ausnahme des Portals von 1512).
- Die beiden ersten Joche des Hauptschiffs sowie der südliche Seitengang.
- Das nördliche Seitenschiff aus dem 16. Jahrhundert.
- Drei durchbrochene Galerien, die den Sockel des Glockenturms (15. Jahrhundert) zieren.
1925 wurde die Kirche von einem schweren Gewitter getroffen. Ein Blitz schlug in die filigrane Bleispitze des oberen Turmgeschosses ein und richtete großen Schaden an. An der Basis des Turms befinden sich zwei Beinhäuser, die die Entwicklung der Architektur dokumentieren:
- Ein gotisches Beinhaus aus dem 15. Jahrhundert.
- Ein weiteres aus dem Jahr 1618, das bereits barocke Elemente aufweist.
Das Südportal, durch das man die Kirche betritt, ist mit drei kunstvoll gemeißelten Weihwasserbecken verziert. Große, reich verzierte Fenster am Anfang und Ende des Hauptschiffs durchfluten das Innere mit Licht.
Kostbare Kirchenschätze
Im Kirchenschatz von Saint-Jean-du-Doigt befinden sich wahre Meisterwerke der Goldschmiedekunst. Besonders hervorzuheben sind:
- Ein vergoldeter Kelch, geschmückt mit Statuetten von Johannes dem Täufer und sieben Aposteln.
- Eine außergewöhnliche Patene mit einer Emaille-Darstellung der Geburt Christi und einem Medaillon von François I. aus dem Jahr 1546, das von dem Goldschmied Guillaume Foch aus Morlaix gefertigt wurde.
- Ein silberner Kelch mit acht Emaille-Porträts aus dem 16. Jahrhundert, darunter Pierre de Ronsard und Michel de L’Hôpital.
Die malerische Lage
Nur 700 Meter von Saint-Jean-du-Doigt entfernt öffnet sich ein tiefes Tal in Richtung Meer. Das Dorf selbst schmiegt sich in diese geschützte Landschaft – ein malerischer Ort, an dem sich Geschichte, Glaube und Legenden miteinander verbinden.
Saint-Jean-du-Doigt bleibt bis heute ein bedeutender Wallfahrtsort und ein eindrucksvolles Zeugnis bretonischer Kultur und Tradition.
Die schönsten Strände in und um Saint-Jean-du-Doigt
Saint-Jean-du-Doigt und seine Umgebung bieten einige der malerischsten Strände der Bretagne, die sowohl Einheimische als auch Besucher anziehen. Hier sind einige Highlights:
- Plage du Bourg: Dieser Strand in Saint-Jean-du-Doigt zeichnet sich durch seinen feinen Sand und die ruhige Atmosphäre aus. Er ist ideal für Familien und diejenigen, die Entspannung suchen. Die umliegende Landschaft bietet zudem Möglichkeiten für Spaziergänge entlang der Küste.
- Plage de Primel: Etwa 10 Kilometer von Saint-Jean-du-Doigt entfernt, in der Gemeinde Plougasnou, liegt dieser große Sandstrand, der mit der Blauen Flagge ausgezeichnet ist. Er ist der Ausgangspunkt für den Küstenwanderweg und bietet während der Sommermonate überwachte Badebereiche. Einrichtungen wie Duschen, Toiletten und Kajakverleih sind vorhanden, ebenso wie Bars und Restaurants in der Nähe.
- Plage de Saint-Efflam: Dieser Strand in der Nähe von Plestin-les-Grèves ist bekannt für seine Weitläufigkeit und die Möglichkeit, verschiedene Wassersportarten auszuüben. Bei Ebbe erstreckt sich das Watt über eine große Fläche und lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein.
Die besten Campingplätze in der Umgebung
Für Naturliebhaber und Campingfreunde gibt es in der Nähe von Saint-Jean-du-Doigt mehrere empfehlenswerte Campingplätze:
- Camping Municipal de Saint-Jean-du-Doigt: Dieser kommunale Campingplatz liegt in unmittelbarer Nähe zum Strand und bietet grundlegende Einrichtungen für Camper. Die Lage ist ideal für diejenigen, die die Ruhe der Natur und die Nähe zum Meer schätzen.
- Camping de la Baie de Térénez: Etwa 15 Kilometer entfernt, in der Gemeinde Plougasnou, befindet sich dieser Campingplatz mit Blick auf die Bucht von Térénez. Er bietet Stellplätze für Zelte und Wohnmobile sowie Mietunterkünfte. Zu den Annehmlichkeiten gehören ein beheizter Pool, Spielplätze und regelmäßige Freizeitaktivitäten für Gäste.
- Camping Le Varlen: In der Nähe von Plougasnou gelegen, bietet dieser Campingplatz eine ruhige Umgebung mit direktem Zugang zu Küstenwanderwegen. Die Stellplätze sind großzügig bemessen, und die Einrichtungen beinhalten moderne Sanitäranlagen sowie einen kleinen Laden für den täglichen Bedarf.
Diese Campingplätze bieten eine hervorragende Basis, um die natürliche Schönheit der bretonischen Küste zu erkunden und die kulturellen Schätze der Region zu entdecken.