Die Legende von König Gradlon, die über Jahrhunderte mündlich überliefert wurde, ist untrennbar verbunden mit der tragischen Legend der Stadt Ys, dem bretonischen Atlantis.
Für jemanden, der durch das historische Zentrum von Quimper spaziert, steht die Existenz von König Gradlon außer Frage. Es gibt eine Straße, einen Platz und sogar eine Reiterstatue von ihm an der Kathedrale, zwischen den beiden Türmen von Saint-Corentin. Es heißt, dass Gradlon an dieser Stelle einst ein Schloss besaß, das er dem Heiligen Saint-Corentin überlassen habe, damit dieser erste Bischof von Quimper hier eine Kathedrale bauen könne. Begraben sein soll er ebenfalls in einem Gotteshaus. Im Herzen der alten Abtei von Landévennec, die von Saint Guénolé, seinem treuesten Berater, gegründet wurde. Die Residenz des legendären west-bretonischen Königs aus dem frühen 5. Jahrhundert lag in der Stadt Ys, in der heutigen Bucht von Douarnenez.
Die Stadt, die durch gewaltige Schleusen geschützt war, wurde von den Fluten des Atlantiks verschlungen, nachdem Prinzessin Dahut, im Schlaf die wertvollen Schlüssel zur Stadt, die ihr Vater Gradlon stets um seinen Hals trug, gestohlen und einem Prinzen übergeben hatte. Ihr Angebeteter war aber keinesfalls ein edler Retter, es war niemand anderes als der Teufel. Gradlon musste vor den tobenden Fluten fliehen und versuchte vergeblich, seine Tochter zu retten, indem er sie auf den Rücken seines Pferdes nahm. Doch auf die Anweisungen von Saint Guénolé hin musste er sie ins Meer werfen, woraufhin die Fluten sofort zurückwichen. Prinzessin Dahut soll sich in eine Meerjungfrau verwandelt haben, während Gradlon sich in eine Einsiedelei zurückgezogen habe.
Seit Jahrhunderten haben Gradlon und die Stadt Ys Schriftsteller und Künstler inspiriert, was sich in Glasmalereien, Statuen, Gemälden, Liedern, Musicals und Comics widerspiegelt, die an das Schicksal dieses bretonischen Atlantis erinnern. Auch heute noch lebt seine Erinnerung in der lokalen mündlichen Überlieferung fort, und in der Bretagne erinnern Museen wie das Musée départemental breton und das Musée des Beaux-Arts de Quimper, Darstellungen in der Kirche Saint-Ronan in Locronan sowie lokale Folklore, Geschichten und traditionelle Festlichkeiten in vielen bretonischen Dörfern an die Legenden um König Gradlon und die versunkene Stadt Ys.