Ob als Begleitung zur Galette oder zum Aperitif – Cidre ist aus der Küche und Kultur der Bretagne nicht wegzudenken. Und das, trotzdem der Apfelschaumwein keine bretonische Erfindung ist. Die Wurzeln des vergorenen Apfelsaftes liegen einigen Quellen zufolge wohl in Spanien, seinen Weg in die Bretagne nahm der Cidre über die Normandie. Da das Wetter in der Bretagne für den Weinanbau schon immer ungeeignet war, griffen die Bretonen die Neuerung dankbar auf und machten das Getränk, das die bretonische Bezeichnung „Chistr“ trägt, zu ihrer Spezialität.
Cidre war seither ein Getränk einfacher Leute. Die Kombination aus simpler Rezeptur und unkomplizierter Herstellung machte den Apfelsekt von Beginn an beliebt. Im ersten Schritt der Herstellung werden frische Äpfel gewaschen und gepresst. Anschließend gärt der Apfelsaft bei Temperaturen zwischen 10°C und 18°C in etwa 3- 6 Monate in Fässern, wobei in der Regel etwas Hefe hinzugegeben wird. Aus Flaschengärung (Cidre Bouché) hergestellter Cidre macht nur einen kleinen Teil der Produktion aus.
Cidre aus der Bretagne kaufen
Bretonischer Cidre ist eine von der Europäischen Komission geschützte Ursprungsbezeichnung wie Parmaschinken, Nürnberger Lebkuchen oder Feta. Cidre aus der Region Cornouaille in der westlichen Finistère, trägt gar das noch strengere Siegel AOC (Appellation d’Origine Contrôlée). Das Siegel wird nur verliehen, wenn die Äpfel aus der Region stammen und die Früchte per Hand geerntet werden.
Von den üblicherweise im Handel erhältlichen Marken aus der Bretagne macht die Marke „Loïc Raison“ den größten Anteil aus. Auch „Kerisac“ und „Val de Rance“ sieht man in vielen Supermärkten, Restaurants und Crêperien. Alle bekannten Produzenten bringen mittlerweile auch Bio-Cidre in den Verkauf. Wer die Chance hat, sollte aber unbedingt die Erzeugnisse kleinerer Produzenten probieren. Neben den großen Marken produzieren viele einzelne Bauern und Kooperativen Cidre in kleineren Mengen und verkaufen den bretonischen Apfelwein direkt vom Hof oder auf Märkten der Region.
Cidre online zu kaufen, diese Möglichkeit bietet Amazon. Auch in deutschen Weinhandlungen findet sich in der Regel mindestens eine Sorte, in besonders sorgfältig ausgewählten Sortimenten sogar Poirè. Poirè ist eine Abwandlung des Obstweins eins, zur Herstellung werden Apfel- und Birnensaft gemischt und gemeinsam vergoren.
Cidre ist übrigens auch die Ausgangsbasis von Lambig, einem Branntwein aus der Bretagne, der dem Calvados ziemlich ähnlich ist.
Wie trinkt man Cidre?
Im Unterschied zum normannischen Schaumwein ist sein bretonischer Bruder traditionell etwas herber, was an den verwendeten, eher säuerlichen Apfelsorten liegt. Die Farbe changiert zwischen strohgelb und mahagonibraun. Cidre doux ist eher fruchtig-süßlich im Geschmack und hat einen Alkoholgehalt von etwa 2,5%. Cidre brut ist herber und trockener und hat einen Alkoholgehalt von ca. 5%. Der moussierende Apfelwein wird bei etwa 10°C Temperatur getrunken und passt zu vielen Gelegenheiten und eigentlich zu allen Gerichten der bretonischen Cuisine. Dabei trinkt man den Apfelsekt meist unvermischt aus einer Bolée, einer kleinen Tasse aus Keramik.
Aber auch als Grundlage für Variationen und Mixgetränke bietet sich der Schaumwein an. Der Klassiker für einen Blickfang beim Aperitif ist “Kir Breton”, bei dem der Cidre auf einen Schluck Johannisbeerlikör (Crème de cassis) gegossen wird. In anderen Abwandlungen wird der niedrigprozentige Wein mit kleinen Mengen Obstsaft und Stücken von Früchten kombiniert, und als eine Art Bowle serviert. Orangensaft, Zitronensaft, Apfelstücke und Erdbeeren sind geeignete Kandidaten für einen Mix mit Cidre doux. Die beste Zusammensetzung findet man durch Ausprobieren am besten selbst heraus. Tchin, tchin !
In diesem Video wird die Herstellung des feinperligen Apfelweins in einer Cidrerie in Morbihan gezeigt. Viel Spaß beim Anschauen!
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Foto: Comité Régional du Tourisme de Bretagne | © Jean-Patrick Gratien
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