Brest hatte es nie einfach. Die westlichste Stadt der Bretagne war seit ihrer Gründung als Marinestützpunkt und Hafen oft Mittelpunkt kriegerischer Auseinandersetzungen. Nach den verheerenden Bombardements im 2. Weltkrieg entstanden anstelle der alten Gebäude hauptsächlich Neubauten, was Brest das Image als seelenlose Stadt vom Reißbrett bescherte.
Wäre die Hypothek damit nicht schon groß genug, ist Brest einer der regenreichsten Orte der Bretagne. Warum Brest dennoch eine Reise wert ist? Die Stadt ist malerisch in der Reede von Brest gelegen und bietet einige Sehenswürdigkeiten, die von der bewegten Geschichte Zeugnis geben. Dazu kommen neue Errungenschaften, wie die Seilbahn, die die beiden Stadtteile rechts und links des Flusses Penfeld schwebend verbindet.
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Sehenswürdigkeiten in Brest
Château de Brest mit Musée national de la Marine
Vor 2.000 Jahren machten Piraten und angelsächsische Eroberer die Küsten der Bretagne unsicher. Um Eindringlingen und Seeräubern Einhalt zu gebieten, errichteten die Römer eine befestigte Garnison an einem strategisch idealen Punkt in der Reede von Brest – die Geburtsstunde des späteren Château. Im Laufe der Jahrhunderte hissten diverse Besitzer und Besatzer ihre Flaggen auf der Burg: die Herzöge der Bretagne, ebenso wie die englischen Könige oder die deutsche Wehrmacht. Jedes Zeitalter hinterließ seine Spuren, einige zerstörten Teile der Burg, andere fügten neue Gebäude und Anlagen hinzu.
So erkennt man im heutigen Château eine Ansammlung an Baustilen aus verschiedenen Jahrhunderten. Leider steht die Schlossburg Besuchern nicht komplett offen. Ein Großteil wird immer noch von der französischen Marine genutzt, was die Burg zu einer der ältesten weltweit noch genutzten Befestigungsanlagen macht. Der öffentlich zugängliche Teil beherbergt das „Musée national de la Marine“, eines von 5 offiziellen Marinemuseen in ganz Frankreich. Das Museum (Eingang vom Boulevard de la Marine auf der Ostseite, Eintritt: 7 EUR) zeigt Artefakte aus der Geschichte der Burg, Schiffsmodelle und Zeugnisse aus dem maritimen Leben in Brest.
Tour de la Motte Tanguy
Gegenüber des Château de Brest, auf der westlichen Seite des Flusses Penfeld steht der Tour de Tanguy. Erbaut wurde der Turm, um die Einfahrt zum Hafen optimal zu schützen. Der Eintritt in den Turm ist gratis, allerdings kostet es einige Kraftanstrengung die Treppen hinauf zu ersteigen. Im Inneren beherbergt der Tour de la Motte Tanguy auf 3 Etagen eine Ausstellung von Zeugnissen der Stadt Brest vor der Bombardierung. Zu sehen sind Dioramen, Stiche und Modelle. Oben angelangt bietet sich dem Besucher eine herrliche Aussicht auf das Château, Teile des Hafens und die Küste der gegenüber der Reede von Brest gelegenen Halbinsel Crozon.
Les Ateliers des Capucins
Der Komplex „Ateliers des Capucins“ gehört zu den jüngsten Errungenschaften des kulturellen Lebens in Brest. Seinen Namen trägt das Atelier von den Kapuzinermönchen, die hier bis zur Französischen Revolutionen einen Konvent. Nach der Enteignung im Zuge der Revolution diente der Ort der Marine als Werkstatt und Depot. Heute ist das entkernte und renovierte Atelier des Capucins Ausstellungsort, Mediathek und Lebensraum inmitten eines urbanen Umfeldes. Und: Als Haltepunkt einer der größten Highlights von Brest genießt das Atelier zusätzlich eine besondere Bedeutung.
Téléphérique de Brest
In punkto Fortbewegung ist Brest in der Bretagne ganz weit vorn. Neben einer Straßenbahnlinie durch das Zentrum ist Brest seit 2016 auf ein außergewöhnliches Fortbewegungsmittel besonders stolz. Die Seilbahn „Téléphérique de Brest“ zwischen dem Halt „Jean Moulin“ auf der östlichen Seite des Penfeld (Rive Gauche) nahe der zentralen Einkaufsstraße Rue de Siam und dem Atelier des Capucins. Was man bei einer Fahrt auf 70 Metern Höhe nicht alles sieht! Die Burganlage des Château, den Tour de Tanguy und interessante Einblicke in Teile des Hafen von Brest.
Hauptsächlich nutzen Touristen die Seilbahn, um sich für 1,50 EUR pro Fahrt und Person ein Bild von der Stadt zu machen. Die 2 Gondeln der Seilbahn schweben an den Wochentagen bis 20 Uhr über Brest, am Sonntag ist bereits um 19 Uhr Schluß. Am Wochenende herrscht der größte Andrang, dann verbucht der Betreiber mehr als 4.500 Fahrten. Wegen des Erfolges der preisgekrönten Seilbahn ist der Ausbau des Streckennetzes um eine weitere Station in Planung.
Rue Saint-Malo
In einer der wenigen Straßen des Stadtzentrums, die 1944 von den Bomben verschont blieben, reihen sich alte Häuser gemütlich aneinander. Neben den Künstlern, die die Rue Saint-Malo seit Jahren anzieht, haben sich Tee-Salons, Bio-Cafés und Restaurants etabliert. Gelegen in unmittelbarer Nähe westlich des Kulturzentrums Les Capucins, aber weniger trubelig.
Cours Dajot und Hafen von Brest
Gelegen zwischen dem Bahnhof im Osten und dem Château im Westen gewährt der ca. 700 Meter lange „Cours Dajot“ einen fantastischen Ausblick auf den Hafen von Brest. Aus 30 Metern Höhe sieht der Betrachter den Handelshafen mit seinen Docks und Kränen. Am Horizont stößt das Auge über die Reede von Brest hinweg an die Küste der Halbinsel Crozon. Bei schönem Wetter eröffnet sich ein buntes Gewimmel aus Segelbooten, Kreuzfahrtschiffen.
Auf halbem Weg des Cours Dajot ragt das „Monument américain“ in den Himmel. Der auch als „Tour Rose“ bekannte Obelisk gedenkt den Soldaten der USA, die im 1. Weltkrieg in Brest an Land gingen. Die Wehrmacht ließ das Monument während der Besatzung von Brest abreißen, nach 1945 wurde es detailgetreu wieder aufgebaut.
Océanopolis
„Océanopolis“, gelegen, im Osten der Stadt, ist mehr als ein Aquarium. In Océanopolis eröffnen sich dem Besucher ganze Wasserwelten. Robben, Haie, Pinguine und so viel mehr: Über 10.000 Meeresbewohner gibt es in den 3 Themen-Pavillons „Bretagne“, „Tropen“ und „Polarwelten“ zu sehen. Kleiner Wermutstropfen: die Erläuterungen zu den Spezies sind überwiegend auf Französisch. Nichtsdestotrotz ist vor allem für Kinder ein Besuch in Océanopolis ein tagesfüllendes Erlebnis. Ideal auch, wenn sich das Wetter in Brest bzw. der Finistère von seiner regnerischen Seite zeigt. Vergleichsweise wenig Trubel in diesem ganzjährig geöffneten Besuchermagnet herrscht außerhalb der französischen Schulferien.
Wetter in Brest
Das Wetter in Brest lässt sich kaum schönreden. Ausgewählte Fakten deuten an, worauf sich der Besucher in Brest einstellen muss.
- Durchschnittl. Niederschlagsmenge pro Jahr: 1.085 mm (Hamburg hat im Vergleich 772 mm)
- Regentage pro Jahr: 151 (In Hamburg regnet es an 130 Tagen)
- Durchschnittl. max. Temperatur im Juli in Brest: 20,1° C (Hamburg kommt auf 22,1° C)
Zumindest spart man sich aus den genannten Gründen hohe Kosten für Sonnencreme. In Brest weht zudem fast immer eine steife Brise. Bei einem Trip nach Brest – ob für eine Tagestour oder einen Kurzurlaub – sollte daher statt eines Regenschirms eine Regenjacke fester Bestandteil des Gepäcks sein.
Brest Flughafen
Der Flughafen Brest-Guipavas ist der wichtigste Flughafen der Finistère und gemeinsam mit dem Flughafen in Rennes einer der wichtigsten der gesamten Bretagne. Direkte Flüge ab Frankfurt, München, Berlin oder anderen Städten in Deutschland gibt es leider nicht. Von Paris aus steuert jedoch zum Beispiel Air France Brest an. Vom Flughafen aus besteht ein direktes Bus Shuttle in die Innenstadt von Brest. Eine Fahrt mit dem Taxi ins Zentrum kostet zwischen 25 und 30 EUR.
Karte von Brest
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Fotos: Comité Régional du Tourisme de Bretagne | © Mathieu Le Gall, © Emmanuel Berthier